14.06.21: Erste digitale Entsendung mit mexikanischer Partnerstadt vielversprechend
Zwischen Bad Köstritz und der mexikanischen Stadt Huamantla wird mittlerweile ein reger Gedankenaustausch praktiziert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die bei einer rein digital beginnenden Städtepartnerschaft zu erwarten sind, trifft man sich jetzt mindestens einmal monatlich via Videokonferenz und bespricht die aktuellen Themen. Beide Seiten hoffen, dass die Corona-Reisebeschränkungen bald aufgehoben werden. Bis dahin müssen auch die gegenseitig geplanten Besuche bis auf weiteres digital stattfinden, so auch die erste Entsendung im Juni. Die durch Engagement Global finanzierte Partnerschaft mit der lateinamerikanischen Stadt ist zunächst bis Ende 2022 geplant. Auch darüber hinaus sehen sich die beiden Städte verpflichtet, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Dies wurde bereits in einer Absichtserklärung unterzeichnet.
Die erste Entsendung verlief im Rahmen einer dreistündigen Videokonferenz sehr vielversprechend. Bürgermeister Oliver Voigt, der bereits an einem monatlichen Fachaustausch mit den Vertretern beider Städte beiwohnte, begrüßte die Teilnehmer. In seiner Ansprache bekräftigte er die Wichtigkeit der Partnerschaft und zeigte sich erfreut über die Themenvielfalt, die sich in den Gesprächen ergeben. Huamantlas Bürgermeister Jorge Sánchez Jasso bedankte sich bei der Stadt Bad Köstritz für die unkomplizierte Corona-Hilfe. Entsprechend seines Hilfeersuchens für Materialien, die dringend zur Genesung von Corona-Patienten benötigt werden, hat die Stadt Bad Köstritz auf einen 100-prozentig geförderten Hilfsfonds zurück gegriffen und die entsprechenden finanziellen Mittel in Höhe von umgerechnet 48.000 Euro über die Engagement Global gGmbH beim zuständigen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beantragt. Für das Geld werden 40 Sauerstoff-Konzentratoren zur Beatmung angeschafft. Auch wenn die Corona-Situation sich derzeit langsam entspannt, mussten bisher 880 Todesfälle in der mittelamerikanischen Stadt beklagt werden.
Zur ersten Entsendung dominierte das Thema Dahlien in seiner ganzen Breite. Es geht den Beteiligten hierbei vor allem um den Erhalt von Naturarten. So sind nach den Ausführungen der Präsidentin der Mexikanischen Dahliengesellschaft mehr als 40 Arten vom Aussterben bedroht. Dies gilt es zu verhindern und ist Thema der Forschungsarbeit, die seitens der mexikanischen Dahliengesellschaft gemeinsam mit Universitäten, Botanischen Gärten und Privatpersonen geleistet wird. Der pestizidfreie, biologische und faire Anbau von Dahlienknollen für Ernährungszwecke und für die medizinische Nutzung stehen im Vordergrund der Gespräche. Eine breit angelegte Informations- und Bildungsarbeit in der Bevölkerung ergänzt dies. So wird jetzt beispielsweise das in Bad Köstritz erschienene Dahlien-Kochbuch von Anne-Sophie Panzer dort in spanischer Sprache verlegt. Es ist erfreulich, dass sich in dem Fachaustausch ein Dahlienanbau-Unternehmen präsentierte und Einblicke in seine Arbeit gewährt. Es engagiert sich gemeinsam mit der Dahliengesellschaft für die Kultivierung alter Naturarten und die Züchtung neuer Sorten. Darüber hinaus stellte sich ein Künstler vor, der mit Dahlien riesige Teppiche und Ornamente in Huamantla gestaltet. Seine sehenswerten Arbeiten finden bald um den 15. August zu „María Asunción“ (Maria Himmelfahrt), besonderes Ansehen.
Die Bildung ist auch die Basis für die Schulpartnerschaft zwischen der Regelschule Bad Köstritz und der pre-universitären Fachschule in Huamantla. Die mexikanische Schule ist technisch ausgerichtet mit den Fachgebieten Elektronik, Mechatronik, IT und Plastiktransformation. Derzeit lernen dort 1.647 Schülerinnen und Schüler. Der Unterricht findet nach dem Bericht der Schulleiterin Hernandez vormittags statt, während am Nachmittag eine Vielzahl von AGs, von Sport über Kultur, Sprachkurse, Mathematik bis hin zu Ökologie im Angebot stehen. Ein wichtiger Partner für die Schule ist das in Huamantla ansässige Audi-Werk. So wird jetzt auch Deutsch als weitere Fremdsprache angestrebt.
In den nächsten bilateralen Gesprächen, die bereits am 13. Juni stattfinden werden, stehen die Recycling- Themen besonders im Vordergrund. Das Thema Reifenrecycling ist ein Problem in der mexikanischen Stadt, hier spielt Kontaktvermittlung zu innovativen Unternehmen und Wissenstransfer eine entscheidende Rolle. Spannend klingt die in Huamantla praktizierte Biomüll-Kompostierung. Das Material wird als Dünger weiterverarbeitet und den Bauern kostenlos zur Verfügung gestellt.
Beide Seiten freuen sich schon auf die baldige Dahlienblütezeit, die sowohl in Bad Köstritz, als auch in Huamantla touristisch und wirtschaftlich genutzt wird. Eine gegenseitige Vernetzung zum Tag der Dahlie am 4.8., zu María Asunción am 15.8. oder zum Köstritzer Dahlienfest vom 10.-12. September könnten zur weiteren Stärkung der angehenden Städtepartnerschaft beitragen.
In die Städtepartnerschaft sind nicht nur die Bürgermeister und Mitarbeiter der Kommunen integriert, sondern auch Partner aus der Zivilgesellschaft, die ihre fachliche Kompetenz in die einzelnen Projekte einbringen.