Hans Settegast
Begründer der ehemaligen „Höheren Gärtnerlehranstalt“ zu Bad Köstritz
Hans Settegast wurde im Jahre 1852 in ostpreußischen Heydekrug geboren.
Im April 1886 begann Hans Settegast mit dem Sommersemester die Lehrtätigkeit an seinem „Landwirtschaftlichen Institut“ in Köstritz. Im Ort dominierte bereits die über die Landesgrenzen bekannte Rosen-, Dahlien- und Baumschulenkultur. Dieser landwirtschaftliche Erwerbszweig veranlasste Dr. Settegast noch im November 1886 seiner bisher reinen landwirtschaftlichen Ausbildung eine „Obst- und Gartenbauschule“ anzugliedern. Als Vorbilder dienten ihm dabei die Gärtnereien und Baumschulen der Rosenzüchter Franz Deegen und Dr. h.c. Joann Ernst Herger, der Dahlienzüchter Christian Deegen und Johann Sieckmann sowie die Hofgärtnerei des Fürsten von Reuß. Aufgrund der starken Nachfrage zur Ausbildung entstand 1903 ein neues Lehranstaltsgebäude, die heute nach Hans Settegast benannte Regelschule.
Dr. Settegast veröffentlichte sein an der Lehranstalt vermitteltes Wissen 1910 in einem Nachschlagwerk dem „Illustrierten Handbuch des Gartenbaus“. Im Jahre 1911 erhielt Dr. Settegast von der reußischen Staatsregierung für sein 25jähriges erfolgreiches Wirken zum Wohle der Landwirtschaft und des Reußenlandes den „Professoren-Titel“ zuerkannt. Damit wurde aus dem „Institut Settegast“ eine „Höhere Lehranstalt“, der heutigen Fachhochschulen gleichzusetzen.
Als Privatschule von Dr. Settegast gegründet, musste er im Jahre 1923 die Bildungseinrichtung aus ökonomischen Gründen an die Gemeinde Köstritz verkaufen. Er selbst blieb aber bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 1927 ihr Direktor. Prof. Dr. Hans Settegast starb am 3. Juli 1936, einen Tag vor seinem 84. Geburtstag.
Später übernahm die „Landbauernschaft Thüringen“ als staatliche Institution die Bildungseinrichtung, doch 1943 schloss man sie dann gänzlich, da Bad Köstritz in Folge des Krieges Lazarettstadt wurde. Den „Höheren Lehrgang für Gartenbau“ lagerte man noch für kurze Zeit nach Posen aus, die niederen Studiengänge kamen nach Gera.
In Bad Köstritz wurden von 1886 bis 1945 etwa 4.500 Gärtner und über 2.000 Landwirte ausgebildet. In Deutschland gab es in jener Zeit neben Köstritz nur noch in Dahlem bei Berlin, in Pillnitz bei Dresden und Weihenstephan in Bayern höhere gärtnerische Ausbildungsstätten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und im Zuge des Wiederaufbaus der Wirtschaft weihte man im Jahre 1949 in Erfurt die neue Fachschule für Gartenbau als Nachfolgerin jener in Bad Köstritz ein. Aus diesem Anlass überreichten der Bad Köstritzer Bürgermeister Walter Körbs und der Gartenarchitekt Ernst Hendsch ein von Kunstmaler Prof. Dr. Hans-Joachim Neidhardt geschaffenes Porträt-Gemälde von Prof. Dr. Hans Settegast. Dieses Bild schmückt noch heute den Konferenzsaal der Fachhochschule in Erfurt.
In Bad Köstritz lebt die einstige gärtnerische Bildungseinrichtung in der Regelschule der Stadt weiter. Sie trägt heute stolz den Namen ihres Erbauers und Ehrenbürgers „Professor Dr. Hans Settegast“. Sein Grab befindet sich auf dem Köstritzer Friedhof.