Julius Sturm
Julius Sturm – Reußischer Dichter aus Köstritz
Julius Carl Reinhold Sturm wurde am 21. Juli 1816 in Köstritz geboren. Sein Vater Gotthilf Sturm war Reußischer Rat im Dienste des Fürsten Heinrichs XXIII. Reuß-Köstritz. Julius Sturm studierte in Jena Theologie und war zuerst als Erzieher in mehreren herrschaftlichen Häusern tätig. Später wurde er nach Göschitz bei Schleiz als Pfarrer berufen und ab 1857 war er bis zu seiner Pensionierung Pfarrer in Köstritz. Überregionale Bedeutung gewann Sturm aber erst durch sein dichterisches Schaffen. Er schrieb lyrische Gedichte und Lieder, Märchen und Fabeln, die in mehr als 30 Büchern vorwiegend vom Brockhaus Verlag Leipzig herausgegeben wurden.
Sein großes literarisches Vorbild neben den Klassikern der deutschen Literatur war Friedrich Rückert. Als Heimatdichter widmete er sich auch den Sagen des Thüringer Vogtlandes. Als Märchenerzähler sollte er – ohne zu übertreiben – gemeinsam mit den Gebrüdern Grimm, Hauff und Bechstein genannt sein. In die deutsche Literaturgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts ging er aber als ein „frommer Dichter weltlicher Verse“ ein – eine aus heutiger Sicht nur unzureichende und einschränkende Wertung seines Schaffens. Gegen Ende seines Lebens war Julius Sturm in ganz Deutschland bekannt und anerkannt. Leider kennen heute nur noch wenige seine so einfühlsamen Verse und Gedichte.
Julius Sturm starb am 2. Mai 1896 und wurde in Köstritz beigesetzt. Sein Lebenswerk würdigte Fürst Heinrich XXIV. Reuß mit einem bemerkenswerten Grabmal auf dem Köstritzer Friedhof, das vom Geraer Bildhauer Günther geschaffen wurde.
Die Gemeinde Köstritz widmete ihrem Ehrenbürger 1912 in einer kleinen Grünanlage direkt im Ortszentrum ein Denkmal.
Am 13. Juni 2003 weihten Heimatverein und Stadtverwaltung im Dachgeschoss des Palais ein neues „Julius-Sturm-Gedenkzimmer“ ein. Ein solches Gedenkzimmer existierte bereits von 1918 bis 1945 im Seitenflügel der Köstritzer Schlossanlage, seine Exponate gingen leider größtenteils in den Nachkriegswirren verloren. Heute sind im Julius-Sturm-Gedenkzimmer viele seiner Bücher sowie Dokumente zu seinem Leben und Werk einzusehen. Der Heimat- und Ortsverein pflegt dieses ideelle Erbe und den musealen Nachlass.
Gedicht
Der Bauer und sein Kind
Der Bauer steht vor seinem Feld
und zieht die Stirne kraus in Falten:
»Ich hab‘ den Acker wohl bestellt
auf gute Aussaat streng gehalten,
nun sieh‘ mir eins das Unkraut an,
das hat der BÖSE FEIND getan!«
Da kommt sein Knabe hochbeglückt
mit bunten Blumen reich beladen,
im Felde hat er sie gepflückt,
Kornblumen sind es, Mohn und Raden.
Er jauchzt: »Sieh‘ Vater, nur die Pracht,
die hat der liebe GOTT gemacht!«
Julius Sturm