Rudolf Bernhard Zersch
Ökonomierat, Domänen- und Brauereipächter in Köstritz (1845 – 1907)
Der industrielle Aufschwung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte wesentlich die wirtschaftliche Landschaft von Köstritz. Zur gärtnerischen Betriebsamkeit gesellte sich zunehmend eine auf modernen Erkenntnissen aufbauende Landwirtschaft und auch das Brauwesen führte durch den Geraer Stadtmälzer Carl Uhlmann wieder auf einen erfolgreichen Weg. Die wechselvolle Geschichte der “Fürstlichen Brauerei zu Köstritz”
kennt viele Namen, klangvolle und weniger bedeutsame. Aber einer wird prägend für die Köstritzer Braukultur bleiben – Ökonomierat Rudolf Zersch.
Rudolf Bernhard Zersch wurde am 13. Dezember 1845 als Sohn des Guts- und Brauereibesitzers Theodor Zersch in Neuhaldensleben geboren. In der Landwirtschaft ausgebildet und als Inspektor auf mehreren Gütern erfolgreich tätig, war er ein sowohl im Braugewerbe als auch in der Landwirtschaft erfahrener Ökonom mit brillantem technischen Verständnis.
Am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 nahm er als Offizier teil und nach seiner Rückkehr erwarb er bald die fürstlichen Domänen Köstritz, Dürrenberg und Hartmannsdorf als Pächter. Sein erfolgreiches Wirken in der Landwirtschaft ließen ihn zu einer weit über Köstritz hinaus reichenden fachlichen Kapazität werden.
1875 nahm Zersch zusätzlich die Fürstliche Brauerei in Pacht. Gemeinsam mit seinem böhmischen Braumeister Karel Holomoucky führte er die Brauerei wieder zu neuer Blüte, vorerst noch an alter Stelle im hinteren Gebäude des Köstritzer Schlosskomplexes.
Für seine überragenden Verdienste um die Entwicklung der Ackerwirtschaft, der Tierzucht, der Obstbaumkultivierung, und nicht zuletzt auch der fachlich-wissenschaftlichen Bildungseinrichtungen von Professor Settegast in Köstritz, wurde ihm vom Regierenden Fürsten Heinrich XIV. Reuß j. L. in Würdigung seiner Leistungen der Titel “Fürstlich Reußischer Oekonomierath” verliehen.
Auf Veranlassung des Fürsten wurde für die expandierende Brauerei, die bislang im ganzen Ort ihre Produktionsstätten hatte, von 1906 bis 1907 die neue Brauerei mit ihrem dominanten, weithin sichtbaren Backsteinbau errichtet.
Leider erlebte Rudolf Zersch nicht mehr den ersten Sud im neuen Haus. Er starb am 7. Februar 1907 bei einem Kuraufenthalt in Meran/Südtirol. Doch er hinterließ seinen Söhnen, die das Geschaffene erfolgreich fortsetzten, eine Braustätte, die zu ihrer Zeit als die schönste und technisch am besten ausgestattete in Deutschland galt.