Ehemaliges Thüringer Mädchenheim
Diakonische Förderstiftung „Werner Sylten“ Bad Köstritz: Jugendhilfezentrum und Förderschulzentrum Wendepunkt Bad Köstritz
Die Ursprünge der heutigen Diakonischen Förderstiftung gehen zurück auf das Ende des 19. Jahrhunderts, wo treibende Kräfte aus den Reihen der Inneren Mission in Thüringen sich für die Schaffung einer Einrichtung zur Wiedereingliederung von strafentlassenen Frauen aus „Anstalten“ und „Zuchthäusern“ in das gesellschaftliche Leben einsetzten. Dem „Thüringer Frauenasyl Köstritz“ wurden am 07.05.1896 vom Fürsten Reuß j.L. die Rechte einer juristischen Person und einer mildtätigen Stiftung verliehen. Das „Thüringer Frauenasyl Köstritz“ wurde im Mai 1896 zunächst in dem vormaligen vom Apotheker Eduard Georg Christian Wildt gegründeten Kinder-Sanatorium am Gänseberg (heute: Gleinaer Weg) feierlich und festlich eröffnet. Erst 1911 wurde schließlich das neue „Thüringer Frauenasyl Köstritz“ am Goldbach (heute Eleonorenstraße 20a) eingeweiht und der Umzug vom ehemaligen Wildt´schen Kinder-Sanatorium am Gänseberg in die neuen Räumlichkeiten vollzogen.
1925 wurde die Einrichtung von Pfarrer Werner Sylten umbenannt in „Thüringer Mädchenheim“, welches er von 1925 bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten 1936 leitete und reformierte. In der Zeit seines Schaffens praktizierte Werner Sylten eine moderne Heim- und Sozialerziehung, indem er die seinerzeit vorherrschende autoritäre Anstaltserziehung durch moderne Methoden und Organisationsformen auf Grundlage von neuen reformpädagogischen und sozialpsychologischen Erkenntnissen ablöste. Zum Gedenken an seine grausame Ermordung im Jahre 1942 in den Vernichtungsanlagen im Schloß Hartheim bei Linz (Österreich) wurde im Jahre 2014 hier am Ort einer bedeutenden Wirkungsstätte von Werner Sylten ein STOLPERSTEIN durch den Kölner Bildhauer Gunter Demnig vor dem Haupthaus verlegt.
Die Einrichtung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg kurze Zeit als Lazarett, dann als Waisenheim, ab dem Jahr 1949 als Spezialkinderheim und schließlich ab 1972 als Jugendwerkhof weitergeführt. 1950 wurde sie in das Eigentum vom „Land Thüringen“ übertragen und später von den Behörden der DDR in das „Eigentum des Volkes“ überführt.
Nach der politischen Wende beantragte die Diakonie die Rückübertragung der Einrichtung. 1998 wurde sie als rechtsfähige, kirchliche „Stiftung Jugendheim Geschwister Scholl Bad Köstritz“ bürgerlichen Rechts wieder gegründet. Die Stiftung übernahm damit zunächst auch wieder die Betreibung der Jugendhilfeeinrichtung, übertrug das operative Geschäft aber von 2006 bis 2010 auf die DO Kinder- und Jugendhilfe gGmbH und hieß seitdem „Diakonische Förder-Stiftung ‚Geschwister Scholl‘ Bad Köstritz“. Mit ihrem Rückzug aus der stationären Jugendhilfe übertrug die DO Kinder- und Jugendhilfe gGmbH zum 01.01.2011 die Betreibung der stationären Jugendhilfeeinrichtung und des Förderschulzentrums dem WENDEPUNKT e.V., der diese Arbeit bis heute im Sinne der Stiftung weiterführt.
Der WENDEPUNKT e.V. ist ein gemeinnütziger Trägerverein, welcher in verschiedenen Einrichtungen ein differenziertes Leistungsangebot im Rahmen der Sucht- und Jugendhilfe primär im Raum Ostthüringen vorhält. Das Jugendhilfezentrum Wendepunkt Bad Köstritz ist heute eine stationäre heilpädagogische Jugendhilfeeinrichtung mit cier Wohngruppen und einem Betreuten Wohnen. Als staatlich anerkannte Ersatzschule versteht sich das ebenfalls am Standort befindliche Private Förderschulzentrum Wendepunkt Bad Köstritz als Ganztagsschule, deren Ziel die Inklusion von gefährdeten und benachteiligten Kindern und Jugendlichen in das gesellschaftliche Leben unseres Landes und insbesondere in Schule ist.
Um an das pädagogisch-theologische Wirken von Werner Sylten zu erinnern, welches eng mit der Stiftung verbunden ist, heißt die Stiftung seit dem 22.12.2015 Diakonische Förderstiftung „Werner Sylten“ Bad Köstritz.
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