Kirche Hartmannsdorf
Aus der Geschichte der Hartmannsdorfer Kirche
Der Ort Hartmannsdorf wird am 23. Mai 1364 in einer Reussischen Urkunde das erste Mal erwähnt, darin sind die zu Langenberg gehörigen Orte aufgeführt und „Hartmannstorf“ ist der erste genannte Ort. 1364 stand wohl nur eine kleine Kapelle am Platz unserer heutigen Kirche, eventuell ein Teil des Turmes.
In den Reussischen Reformationsakten ist die Hartmannsdorfer Kirche nicht mit erwähnt, was darauf hin deutet, dass der Ort damals kirchlich wahrscheinlich zu Rüdersdorf gehört hat, welches zumindest teilweise zur Altenburger Herrschaft gehört hat. In den ältesten Tauf -, Trau- und Sterbebüchern im Köstritzer Pfarramt, die 1580 beginnen, also nach der Reformation, sind aber auch die Hartmannsdorfer Einwohner mit verzeichnet, da die Hartmannsdorfer Kirche zu dieser Zeit schon ein Filiale von Köstritz gewesen ist. Die ältesten Hartmannsdorfer Kirchrechnungen beginnen 1604. In diesem Jahr sind Ausgaben für zwei Glockenstränge und Zimmerarbeiten am Turm eingetragen, auch ist schon ein Schulmeister verzeichnet.
Die ältesten Balken in der Kirche sind anhand einer dendrochronologischen Untersuchung auf das Jahr 1588 datiert und befinden sich im Turmbereich. Zu dieser Zeit hatte die Kirche größtenteils schon den jetzigen Grundriss. Ein Dachbalken im Schiffbereich ist 1612 eingebaut worden, aber mehrere Dachbalken im Schiffbereich sind im Winter 1674/75 gefällt worden.
Im Rechnungsjahr 1729-30 ist bei den Ausgaben verzeichnet: „Die Kirchenuhr, so der Herr Hauptmann von Wolfframsdorff in die Kirche verehret, wieder an zu richten, Zubuße indem die Gemeine das übrige getragen 6 aSo.“ Die Turmuhr wurde also gestiftet, aber die Kosten für den Einbau derselben musste die Kirchgemeinde selbst bezahlen. Der Anlass zur Spende der Turmuhr war sicher die Hochzeit des Herrn Hauptmann, wozu im Traubuch von 1729 folgendes eingetragen ist: „Der Hochwohlgebohrene Herr, Herr Heinrich Sigmundt von Wolfframsdorff, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Dürrenberg und Hartmannsdorf, und das Hochwohlgebohrene Frl. Henrietta Charlotta von Bünau, copuliert (getraut) auf dem Dürrenberge den 12.Juli.“
Dieses handgeschmiedete Uhrwerk ist immer noch auf dem Kirchturm vorhanden. Diese Linie der Familie von Wolfframsdorff waren auch die Kirchen-Patrone, von ihnen sind mindestens 11 Mitglieder in der Kirche beigesetzt. Nach dem Tod von Heinrich Siegmundt v. W. im Jahr 1742 kauften die Köstritzer Reussen 1758 die Güter Dürrenberg und Hartmannsdorf und waren dann auch die Kirchenpatrone.
Im Jahr 1730-31 gibt es Ausgaben für eine zinnerne Wärmflasche im Winter von dem Prediger auf der Cantzel oder sonst zu gebrauchen und für eine neue Laterne in die Kirche.
1743-44 wurde eine neue Cantzel in der Kirche eingebaut.
Im Jahre 1771 wurde eine größere Umbaumaßnahme in der Kirche durchgeführt, dabei ist die Sakristei mit der darüber liegenden Herrschaftsloge angebaut und die Decke im Schiff mit Putz versehen worden. Diese Bauarbeiten führte der Geraer Hofzimmermeister Dicke für 483 aSo (alte Schock) aus.
Im Jahr 1841-42 wurde eine Orgel von der Firma Poppe eingebaut, um 1930 wird sie als desolat bezeichnet, ab 2002 wurde eine Generalsanierung durchgeführt und 2007 wieder eingeweiht.
Glocken gab es laut den ältesten Aufzeichnungen von 1604 immer zwei Stück, 1718-19 wurde die kleinere Glocke umgegossen, 1793 wurde eine Glocke aus dem alten Köstritzer Geläut, welches 1764 gegossen worden ist, in der Hartmannsdorfer Kirche eingebaut, diese Glocke ist jetzt noch im täglichen Betrieb. 1977 wurde ein Antrag auf „Einfuhr einer Glockenläuteanlage“ aus der BRD gestellt und im Herbst 1980 konnte diese eingebaut werden, auch sie versieht bis heute ihren Dienst. Die 2. Glocke musste 1917 für Kriegszwecke abgegeben werden, Glockenklang ist aber besser als Kanonendonner!
Als Heizung gab es früher nur Öfen und die Wärmflasche, 1976 wurde eine Fußbodenheizung in den Bankreihen eingebaut, die noch in Betrieb ist.
1934 wurde eine größere Renovierung an und in der Kirche durchgeführt, außen abgeputzt, das Dach neu gedeckt, innen neu geweißt, Dachrinnen und Kanalisation eingebaut, auch eine elektrische Lichtanlage installiert, die Orgel repariert und der lebendige Friedhofszaun durch einen Lattenzaun ersetzt.
Von 1957 bis 1996 bildete die Kirchgemeinde Hartmannsdorf zusammen mit Thieschitz ein Kirchspiel, welches dann aber aufgelöst wurde und so kam Hartmannsdorf wieder, wie früher schon, zum Kirchspiel Bad Köstritz.
Auch zu DDR-Zeiten wurden immer wieder Baumaßnahmen durchgeführt, die größte war 1964, dabei wurde der alte Kanzelaltar abgebaut, die Emporen zurückgebaut und die Bankreihen umgebaut, die Kirche bekam innen ihre jetzige Form.
Nach der Wende, ab 1991, gab es wieder größere Baumaßnahmen, neue Fenster eingebaut, das Dach neu gedeckt, Drainage um die Kirche angelegt, Stützmauern erneuert, innen und außen teilweise neu verputzt, eine Wasserleitung auf den Friedhof gelegt und der Treppenaufgang wurde beim Straßenbau neu gestaltet.
In diesem Jahr, 2023, die Kirchgemeinde hat ca. 50 Mitglieder, wird ein Teil des Zaunes erneuert, es gibt also immer etwas zu tun an so einem alten und historisch wertvollem Grundstück und Gebäude und auch zukünftige Generationen werden damit zu tun bekommen. Wünschen wir ihnen Gottes Segen und auch das nötige Kleingeld dazu.
Geschrieben im August 2023 Rainer Faber