Ölsdorfsmühle

  • Oehlsdorfsmühle 1875

In der Oelsdorfmühle gab es zu allen Zeiten häufig wechselnde Besitzer. Um 1581 wird ein Simon Tockner genannt, um 1630 ist Caspar Beer als Ellsdorfer Müller verzeichnet, er starb 1639. 1651 war beim Ellsdorfer Müller ein geborener Schwede als Eseltreiber angestellt, der beim Sturz von der Bachbrücke ertrunken ist. Ab 1656 ist ein Michael Seybold als Müller genannt, er starb im Jahr 1680. Um 1698 bis 1704 ist ein Christian Steiniger als Müller zu Öhlsdorf bei Taufen eingetragen, im Mai 1709 starb erst seine Frau und kurz danach auch er im Alter von 50 Jahren. Bei seiner Trauung  am 29.10.1709 wird Hans Georg Steiniger als Pachtmüller zu Öhlsdorf  genannt, ebenso wie 1710, 1712 und 1716 bei Taufen seiner Kinder. 1723 und 1725 wird ein Meister Andreas Senff als Müller in der Öhlsdorfer Mühle  genannt. Um 1730 war der Müller der Hartmannsdorfer Mühle, Meister Georg Friedrich Prüfer auch Müller in der Ölsdorffer Mühle. Zu dieser Zeit war Christoph Götze Mühlknappe in der Öhldorfmühle. Um 1741 werden ein Johann Friedrich Ritter als Pachtmüller genannt, ebenso 1746 ein Johann Christoph Hamisch. Ab 1764  wird ein Meister Johann Gottfried Oberländer als Besitzer der Oelsdorfmühle genannt, er ist aber schon am 2.5.1765 im Alter von 23 Jahren gestorben.

Die Familie Oberländer hatte mehrere Mühlen, u.a. in Groß-Aga und Groß-Saara, so dass darauf hin ein Meister Johann Gottlieb Oberländer die Mühle übernommen hat. Er hatte mit seiner Frau von 1770 bis 1789 elf Kinder, dabei wird er bis 1783 als Eigentümer genannt, danach hat er noch als Ölschläger und Mühlpursche in der Köstritzer Mühle gearbeitet. 1789 wird Johann Georg Schimmel als Eigentumsmüller in der Oelsdorfmühle genannt. Ab Februar 1805 ist Christian Gottlob Poser in einem Taufeintrag als Eigentümer eingetragen. Er hatte bis 1815 sieben Kinder und ist am 29.4.1831 in der Mühle verstorben. Im Traueintrag vom 18.2.1836 wird Meister Karl Andreas Wittig als angehender Besitzer der Oelsdorfsmühle bezeichnet, er hat eine Tochter des Köstritzer Mühlenbesitzers Karl Hüfner geheiratet. Karl Andreas starb 1870 und hatte aber schon 1868 bei der Trauung seines Sohnes Gustav Adolph diesem die Mühle übergeben, er ist auch 1871 und 1872 bei der Taufe seiner Kinder als Besitzer genannt. Aber laut Hartmannsdorfer Flurbuch von 1853  und vom März 1870 ist Christiane Henriette Wittig, die Frau von Karl Andreas Wittig als Besitzer eingetragen, sie starb 1876.                    

Am 17.5.1875  wurde vom Fürstlichen Landratsamt dem Besitzer der Oelsdorfmühle  Robert Körner ein Antrag für den Bau einer Ziegelei auf dem Grundstück genehmigt.  In der nur wenige Meter entfernt liegenden „Lehmgrube“  war genügend Rohstoff für die  Ziegelherstellung vorhanden. Am 7.8.1875 beantragte Robert Körner den Anbau einer Stube und eines Backhauses an sein Wohnhaus. Am 12.6.1878 wird Karl Kühne  die Erlaubnis zum Betrieb einer Restaurationswirtschaft mit Branntweinausschank erteilt. Am 28.5.1879  hat Friedrich Liebner aus Wolmirstedt als derzeitiger Rechnungsführer in der Oelsdorfmühle um Übertragung der Schank-Concession beim Landratsamt nachgesucht. Diese wurde ihm am 5.6.1879  erteilt.  Im Schreiben vom 17.10.1883  wird Ernst Proft aus Leipzig als Besitzer der Mühle genannt. Am 30.3.1886  wird David Ferdinand Spörl als Besitzer genannt mit der Erlaubnis die Schankwirtschaft weiter zu betreiben. Am 10.7.1889 wird dem Restaurateur Adolf Schubert die Genehmigung zum fortbetreiben der Schankwirtschaft erteilt. 

Am 24.11.1890 kaufte das Fürstliche Paragium in Köstritz die Oelsdorfmühle mit sämtlichen Grundstücken, so das danach alle aufgeführten Wirte nur noch als Pächter der Oelsdorfmühle genannt werden können. Am 2.5.1894 wurde  Adolf Schubert die Genehmigung zur Aufstellung eines Bierdruckapparates erteilt. Adolf Schubert war bis 1908 mit dann 64 Jahren in der Oelsdorfmühle als Gastwirt tätig. Am 25.8.1899 hat der Fürstliche Gendarm aus Köstritz eine Anzeige gegen 13 Gartenbauschüler aus Köstritz und den Wirt wegen Übertretung der gebotenen Polizeistunde erstattet, weil die Gartenbauschüler  in der Nacht vom 19.8. zum 20.8. gegen ½ 2 Uhr nachts vor dem geschlossenen Lokal erschienen und lautstark Einlass forderten, was der Wirt zunächst ablehnte aber dann doch sein Lokal öffnete, wo die Schüler noch bis gegen 3 Uhr gesungen und gelärmt haben.

Am 23.11.1908  erhielt der Schankwirt Hugo Busch die Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtschaft in der Oelsdorfmühle, und zwar in der Gaststube, dem Gesellschaftszimmer, auf der Veranda und im Garten. Am  8.2.1912  wurde  ihm ein Erlaubnisschein, die  Verlängerung der Polizeistunde betreffend, erteilt. Das gleiche wurde im Januar 1913 und im Februar 1914 beantragt. Hugo Busch war davor als Schlossermeister mit eigener Firma in Köstritz tätig. Ab 1919 wird Hugo  Döhler als Gastwirt genannt, der bis 1928 in den Urlisten der Schöffen  mit dann  66 Jahren als Oelsdorfmühlenpächter gelistet ist. Danach war Emil Tischner  Pächter und Wirt, bei ihm erhielt zu Pfingsten jeder Gast einen Fliederstrauß, ein  Teil der Fliederbüsche ist jetzt noch erhalten. Desweiteren war Emil Tischner in  Hartmannsdorf  auch  als Bürgermeister gewählt. Emil Tischner war bis ca. 1935/36  Gastwirt. Danach waren 2 oder 3 Wirte jeweils nur  kurze Zeit hier tätig.

Ab ca. 1939/40  übernahm  Werner  Fischer  aus  der Nähe  von  Leipzig die Gaststätte bis ca. Mitte der 1950er Jahre. Danach war Karl Stefanowski als Wirt in der  Gaststätte. In  dieser Zeit wurden die Grundstücke durch die Gemeinde  Hartmannsdorf übernommen, da  das  Fürstliche  Paragium  nach  dem  Krieg  enteignet  wurde und dadurch nicht mehr im  Besitz dieser Grundstücke und Häuser war. Es  kam  dadurch  auch  zu  einer  Teilung  der  Flächen  und  Gebäude, der hintere Teil mit den Stall – und Wirtschaftsgebäuden der Oelsdorfmühle  wurde  zum  Ferienlager  aus- und umgebaut, das vordere Haus wurde weiterhin als Gaststätte genutzt. Karl Stefanowski  hatte die Leitung der Gaststätte bis zum Frühjahr 1973, eine der letzten Veranstaltungen war die Jugendweihefeier von Lutz Opelt. Danach  stand das Gebäude für einige Jahre leer, es  wurde zum Teil von der LPG als Krautlager genutzt, was jedoch dem Parkettfußboden nicht  zuträglich war.

Ab 1979 übernahm Peter Schaller die Gaststätte. Zunächst mussten verschiedene Umbauarbeiten durchgeführt werden, aber im Mai 1980  wurde die Oelsdorfmühle als Gaststätte wieder eröffnet. Peter Schaller führte die Gaststätte bis ca. Ende der 1990er Jahre, nachdem die Gaststätte dann einige Jahre leer stand, übernahm ab 2006 Jürgen Scheiba die Gaststätte und eröffnete sie nach zahlreichen Umbauarbeiten im Februar 2007. Der Gaststättenbetrieb wurde bis 2012 durchgeführt, seitdem werden die Räume für das Transportunternehmen „Leon-Trans Jürgen Scheiba“ genutzt.

Der Wasserzulauf zur Mühle wurde unterhalb der Hartmannsdorfer Mühle an einem Wehr abgezweigt und dann in einen Teich, der oberhalb der Oelsdorfmühle war, geleitet, dieser diente als Speicher für Trockenzeiten. In den 1930er Jahren wurde die Mühle nicht mehr genutzt und der See wieder verfüllt und ist jetzt eine Wiese, die auch häufig von Wildschweinen genutzt wird. Ein Teil des alten Mühlgrabens vom Wehr an wird noch als Zufluß zu den in den 1960er Jahren entstandenen Karpfenteichen genutzt.

Die Gaststätte wird in den 1930er Jahren auf Postkarten als „Romantisch gelegener herrlicher Ausflugsort mit großem Auto-Park und täglich musikalischer Unterhaltung“ beworben. Nach 1900 hatten der Köstritzer und der Hartmannsdorfer Schießverein ihr Domizil in der Oelsdorfmühle, es gab eine 300 m lange Schießbahn.  Im Ferienlager fanden in den 1970er Jahren auch öfters Veranstaltungen des Hartmannsdorfer Dorf-Club statt.  Besonders zu erwähnen ist noch folgendes: An den Fahrrädern der Hartmannsdorfer Arbeiter war neben der Karbidlampe noch eine sogenannte „Oelsdorfmühlen–Bremse“  angebracht, die das Rad auf dem Nachhauseweg automatisch an der Oelsdorfmühle angehalten hat. Es wurde dann unter der großen Kastanie abgestellt und die Arbeiter mussten erst mal in die Gaststätte gehen. Daher kam dann auch der Ausspruch: Erst konnten sie nicht widerstehen, dann konnten sie wieder nicht stehen. Es ist aber auch vorgekommen, wohl durch übermäßigen Alkoholgenuss, dass die Stammtischbesucher die Kuh des Wirtes aus dem Stall in die Gaststube geholt haben.

Geschrieben im Frühjahr 2024, Rainer Faber

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